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Sanierung des ehemaligen Betriebsgeländes der WASAG Chemie in Haltern-Sythen

Sanierung mit Zündstoff

Untersuchung und Sanierung des WASAG-Sprengstoffwerks in Haltern braucht einen langen Atem

AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung – Zukunft. Auf gutem Grund.

Projektbeschreibung

Die WASAG-Chemie produzierte in Haltern am See über 100 Jahre lang Sprengstoffe - die chemischen Hinterlassenschaften in Boden und Grundwasser zu beseitigen, wird lange dauern. Eine professionelle Sanierung tut not: Die Schadstofffahne breitet sich nach Süden aus. Hier liegt das Wasserwerk Haltern, das Haushalte, Gewerbe und Industrie der Region mit Trinkwasser versorgt.

Altlasten mit Sprengstoff
sind eine besondere Herausforderung. In Halten am See hat die WASAG Chemie über 100 Jahre lang Sprengstoffe für zivile Zwecke, Bergbau, Gesteinsindustrie und Lawinen, produziert. In den beiden Weltkriegsphasen wurden zusätzlich erhebliche Mengen an Sprengstoffen für die Befüllung von Munition, Granaten und Bomben verwendet.
Boden und Grundwasser wurden über die Jahrzehnte mit einer breiten Palette sprengstofftypischer Verbindungen (meist Nitroaromaten) sowie mit Schwermetallen, PAK und PCB kontaminiert. Erkundungen zeigen eine hochbelastete Kernzone und schwächer belastete, weiträumige Außenzonen, außerdem eine über 2 km lange Schadstofffahne mit konstant hoher Belastung im Grundwasser.

Problematisch ist insbesondere
die Gefahr für die Trinkwasserversorgung der Region: Im Kreis Recklinghausen - der inzwischen Eigentümer der Fläche ist - liegt das Wasserwerk Haltern, das etwa eine Million Menschen, außerdem Gewerbe und Industrie im westlichen Münsterland und im Ruhrgebiet mit Trinkwasser versorgt. Die Schadstofffahne hat sich nach den neueren Ergebnissen des Grundwassermonitorings etwas in die Tiefe verlagert und breitet sich langsam nach Süden in Richtung der Halterner Stauseen aus.

Zur Gefahrenabwehr
wurden bis 2017 durch den damaligen Eigentümer 5.800 Tonnen belasteter Boden ausgekoffert und 21 Tonnen explosive Stoffe entsorgt. Damit belastetes Grundwasser das Gelände nicht weiter verlässt, wird es zur hydraulischen Sicherung auf dem Werksgelände an der Grundstücksgrenze seit 2015 durch mehrere Brunnengalerien abgepumpt und über Aufbereitungsbecken in Sickerteichen reinfiltriert. Die weitere Verfahrensweise ist u. a. Gegenstand der aktuellen Sanierungsuntersuchungen.

Den ersten Vertrag
zur Sanierungsuntersuchung  und Sanierungsplanung schlossen AAV und der Kreis Recklinghausen im Jahr 2020. Im Zentrum der Sanierungsuntersuchung steht u.a. die Grundwasserreinigung, für die eine Kombination mehrere Verfahren notwendig ist. Erste Versuche zum Abbau der Nitroaromaten aus der Sprengstoffproduktion haben gezeigt, dass die Schadstoffe im abgepumpten Wasser  unterschiedlich auf die verschiedenen Methoden ansprechen. Mit den Schadstoffanalysen in Boden und Gebäude wurde 2023 begonnen.

Ein wichtiger Schritt
war die Digitalisierung der Daten, vor allem der Messergebnisse des bisherigen Grundwassermonitorings. Die neue Datenbank erleichtert und optimiert die Planung der weiteren Sanierungsuntersuchung. Um die Gefahr für die Trinkwassergewinnung zu konkretisieren, wurde zudem ein 3D-Stofftransportmodell erstellt. Es soll einen dreidimensionalen Stofftransport berechnen und gutachterliche Prognosen für die Trinkwassergewinnung in Haltern ermöglichen.

Das Sanierungskonzept  
wird umfangreich, komplex und zugleich flexibel sein. Wann mit einer Sanierung begonnen werden kann, ist derzeit offen. Bis Ende 2024 will der AAV in einer ersten Projektphase Sanierungsuntersuchung und Sanierungsplanung abschließen. Aufgrund der schieren Größe der Fläche, der hohen Anzahl der Gebäude, der komplexen Schadstoffgemengelage und der langen Historie des Standorts sind die Herausforderungen für alle Beteiligten enorm - und das noch für viele Jahre.

Standort
Haltern am See im Kreis Recklinghausen
Belastung des Bodens
sprengstofftypische Verbindungen (Nitroaromaten), Schwermetalle, PAK, PCB
Besondere Herausforderungen
historische Datenlage zum Standort und den Schadstoffquellen ist lückenhaft, umfangreiche Untersuchungs- und Sanierungsfläche (101 ha), große Anzahl noch bestehender Gebäude (>115), sehr komplexe Schadstoffgemengelage, hohe Anforderungen an den Arbeitsschutz
Sanierung des ehemaligen Betriebsgeländes der WASAG Chemie in Haltern-Sythen