Grundwasserschaden Marktbrunnen in Bad Salzuflen
LCKW-Belastung in Bad Salzuflen
AAV unterstützt Grundwasser-Reinigung im historischen Zentrum des Sole-Heilbads.
Projektbeschreibung
Leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LCKW) verunreinigen das Grundwasser unter Bad Salzuflens altem Marktplatz. Inmitten der engen historischen Bebauung des Sole-Heilbads stellt die Sanierung, die voraussichtlich 25 Jahre dauern wird, den AAV vor besondere Herausforderungen.
Thermal-, Sole, und Heilquellen
Thermal-, Sole, und Heilquellen sind die Basis der Heil- und Gesundheits-Tradition von Bad Salzuflen. An deren Anfang stand die Paulinenquelle, die 1802 in gut 60 Metern Tiefe angebohrt wurde. Ihre hoch mineralisierte Sole rieselt auch heute noch durch die Schwarzdornwälle des Gradierwerks. So entsteht am Übergang von der Altstadt in den Kurpark ein aerosolreiches Mikroklima, das vor allem Atemwegserkrankungen lindert.
LCKW-Belastung in der Nähe der Paulinenquelle
Die LCKW-Belastung des Grundwassers entdeckte man 2003 ganz in der Nähe der Paulinenquelle bei einer Routine-Untersuchung im ehemaligen Brunnenschacht des historischen Marktbrunnens. Woher die Verunreinigung stammt, ließ sich nicht ermitteln, da die sehr dichte Bebauung der historischen Innenstadt die Untersuchungen erschwerte. Sicher ist: Die Belastungs-Fahne verläuft von Norden nach Süden und ist kleinräumig auf eine Süßwasserlinse begrenzt. Sie wird durch versickerndes Niederschlagswasser gebildet und liegt auf stark solehaltigem Grundwasser auf.
Errichtung der Sanierungsbrunnen
Eine Vermischung des belasteten Süßwassers mit dieser Sole muss so weit wie möglich verhindert werden. Deshalb ließ die Stadt Bad Salzuflen mit finanzieller Unterstützung des AAV eine Galerie von fünf Sanierungsbrunnen so errichten, dass sich aus jedem Teilbereich im Untergrund separat Wasser fördern lässt. Nach der Behandlung in einer Reinigungsanlage wird das von den LCKW befreite Wasser in das Flüsschen Salze abgeleitet.
Der Bau der Brunnen
Der Bau der Brunnen war ebenso schwierig wie das Verlegen der notwendigen Leitungen. Erstens wegen der bereits erwähnten engen Bebauung in der Innenstadt mit ihren Geschäften und Gastronomie-Betrieben. Zweitens befand sich Bad Salzuflen in einer Phase der städtebaulichen Neu- und Umgestaltung, so dass der Brunnen- und Leitungsbau mit den Straßenbau-Gewerken für die Neugestaltung des Marktes koordiniert werden musste. Dazu gehörte zum Beispiel die detaillierte Gestaltungs-Abstimmung der Brunnenköpfe mit der neuen Oberfläche des Verkehrsraums. Zudem verliefen im Bereich der vorgesehenen Wasserfassungs-Einrichtung zahlreiche Ver- und Entsorgungsleitungen für Fernwärme, Sole, Gas, Strom, Telekommunikation sowie für die Wasserver- und -entsorgung.
Der passende Standort für die Grundwasser-Reinigungsanlage
Einen Standort für die Grundwasser-Reinigungsanlage zu finden, war nahezu unmöglich. Erst nach langer Suche entdeckte man ein wenige Quadratmeter großes Areal an der Salze, zu dem man die viele hundert Meter langen Leitungen des Fassungssystems verlegen konnte. Als unkritisch erwiesen sich hingegen die archäologischen Grabungen, die das Lippische Landesmuseum vor Beginn der Bauarbeiten in der historischen Altstadt durchführte: Es gab keine Funde, die die Bohrungen hätten verzögern können.
Inbetriebnahme der Grundwasser-Reinigungsanlage
Die Grundwasser-Reinigungsanlage ging 2020 in Betrieb. Sie wurde speziell auf die Förderung geringer Volumenströme und auf das aggressive salzhaltige Wasser angepasst – und bewährte sich schon während der ersten Betriebsmonate: Das LCKW-haltige Süßwasser ließ sich vollständig abschöpfen und die Ausbreitung des Schadstoffs unterbinden. Allerdings bleibt der Anlagenbetrieb aufwendig, denn die Anlage muss ständig an die variablen LCKW-Konzentrationen in den einzelnen Sanierungsbrunnen und an die zeitlich variablen Grenzen zwischen Süß- und Salzwasser angepasst werden. Damit sich diese Grenze nicht zusätzlich verschiebt, bleibt die Fördermenge auf maximal 500 Liter pro Stunde begrenzt.
Erhöhter Salzgehalt im Wasser
Das gefasste Wasser hat dennoch einen erhöhten Salzgehalt. Das lässt sich zwar nicht völlig vermeiden. Allerdings gewährleistet die Anlagen-Steuerung, dass die wasserrechtlichen Bestimmungen sicher eingehalten werden, die der Ableitung von allzu salzhaltigem Wasser ins Flüsschen Salze enge Grenzen setzen. Der erhöhte Salzgehalt stellt zudem hohe Anforderungen an die gesamte Anlagentechnik, da er deren Korrosion begünstigt. Die Reinigungsanlage bleibt voraussichtlich bis zu 25 Jahre in Betrieb, um den LCKW-Schaden zu beseitigen.
- Standort
- Historischer Ortskern von Bad Salzuflen
- Belastung des Bodens
- Leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LCKW)
- Besondere Herausforderungen
- Sanierung in dichter, historischer Bebauung