Galvanik Rudolf Schweizer GmbH
Chrom färbt Grundwasser gelb
Den Boden und das Grundwasser in der Lüdenscheider Innenstadt verunreinigte zwei Jahrzehnte lang ein kleiner Galvanik-Betrieb. Der AAV saniert das ehemalige Betriebsgelände, macht es fit für eine Wohnbebauung.

Projektbeschreibung
Das auffällig gelb verfärbte Sickerwasser in einer Baugrube machte 1989 erstmals auf Verunreinigungen von Boden und Grundwasser in der Lüdenscheider Innenstadt aufmerksam. Chrom VI und weitere Schadstoffe waren bis aufs Festgestein in den Boden eingedrungen und kontaminierten das oberflächennahe Grundwasser. Als Verursacher ließ sich der Galvanik-Betrieb ermitteln, der 20 Jahre lang im Hinterhof der Friedrichstraße 11 gearbeitet hatte – kaum 200 Meter vom Lüdenscheider Rathaus entfernt.
Galvanik-Betrieb insolvent
Das Verfahren zur Durchsetzung von Sanierungsmaßnahmen endete mit der Insolvenz der Rudolf Schweitzer GmbH. Auch der Eigentümer des 557 Quadratmeter großen Grundstücks meldete Privatinsolvenz an. Deshalb sprang der Märkische Kreis ein, um Gefahren einzudämmen, die von der maroden Produktionsstätte ausgingen. Dazu gehörte eine Zementschicht, die das weitere Versickern von kontaminiertem Wasser unterband. Denn das Dach war nach Teil-Einstürzen undicht, der Boden unter den galvanischen Becken nicht befestigt.
Erst Rückbau, dann Boden-Austausch
Das Grundstück samt dreigeschossigem Wohnhaus und Betriebsgebäuden übernahm dann die Stadt Lüdenscheid, so dass ein öffentlich-rechtlicher Vertrag mit dem Märkischen Kreis und dem AAV geschlossen werden konnte. Es begannen Sanierungsuntersuchungen und -planungen für den Rückbau der Gebäude und die Beseitigung der Schadstoff-Quelle.
Gebäude drohten einzustürzen
Der Rückbau musste rasch in Angriff genommen werden, da Teile des Dachs, Giebelwände und Schornsteine auf benachbarte Grundstücke zu stürzen drohten. Als Sofortmaßnahme wurde deshalb das komplette erste Obergeschoss händisch per Hubsteiger entfernt. Eine Folie über den Gebäuderesten verhinderte die weitere Mobilisation der Chromate.
Chrom-Ausblühungen an Mauern
Der komplette Rückbau aller Gebäude erfolgte im Sommer 2020, wobei natürlich auch alle schadstoffhaltigen Baustoffe sortiert und fachgerecht entsorgt wurden. Vor Beginn der Abbrucharbeiten behandelte man die Chrom-Ausblühungen im Mauerwerk mit Eisen-II-chlorid-Lösung, um das gesundheitsgefährdende, lösliche Chrom VI in Chrom III umzuwandeln.
Problem PFAS-Entsorgung
Erst nach dem Rückbau ließen sich Schurfe als Vorbereitung für die Sanierungsplanung durchführen. Zugleich wurden die Proben auch mit Blick auf die notwendige Entsorgung untersucht, was sich als große Herausforderung erwies. Denn für die Schadstoff-Kombination aus Chromat und PFAS, die in einem Teil des Boden-Aushubs vorlag, kommen nur sehr wenige Deponien in Frage. Für Materialien der Deponieklassen I und II wurden regionale Entsorgungslösungen in NRW gefunden, die Materialien der Deponieklasse III mussten teilweise in Niedersachsen entsorgt werden.
Neue Wohnbebauung
Der Bodenaustausch bis zum anstehenden Festgestein war im Sommer 2023 erledigt. Anschließend gingen zwei neue Messstellen für das erforderliche Grundwasser-Monitoring in Betrieb. Mindestens zwei Jahre lang überwacht man so regelmäßig die möglicherweise verbliebenen Schadstoff-Belastungen. Bereits jetzt aber kann auf dem sanierten Grundstück eine neue Wohnbebauung errichtet werden.
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- Knapp 200 Meter vom Lüdenscheider Rathaus entfernt
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- Chrom-Verbindungen, per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS)
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- Rückbau der vom Einsturz bedrohten Betriebsgebäude