Ehemaliges Drahtseilwerk Adolf vom Braucke und ehemalige Firma Nadler in Hemer-Ihmerterbach
Neue Nutzung nach 100 Jahren Drahtzieherei
AAV saniert und recycelt zwei Industriebrachen in Hemer-Ihmerterbach
Projektbeschreibung
Im waldreichen Süden von Hemer produzierten die benachbarten Drahtziehereien Adolf vom Braucke und Wilhelm vom Braucke fast 100 Jahre lang Draht für unterschiedliche Verwendungszwecke – noch in den 1980er Jahren immerhin bis zu 1.000 Tonnen monatlich. 2007 endete die industrielle und gewerbliche Nutzung der 3,2 Hektar großen Fläche. Jetzt entstehen hier – nach Sanierung durch den AAV – eine Gemeinbedarfsfläche, ein naturnahes Hochwasser-Rückhaltebecken und der renaturierte Lauf des Ihmerter Bachs, der aus seinem unterirdisch verrohrten Lauf befreit wird.
Gebäuderückbau auf dem Industriegelände
Unter den Bodenplatten der alten Industrie-Gebäude fließt derzeit der Ihmerter Bach in engen Rohren. Der Rückbau der Gebäude begann bereits 2019, so dass bald die naturnahe Neugestaltung seines Bettes beginnen kann. Der Gebäuderückbau musste zuerst erledigt und vorgezogen werden, da einige der alten Bauwerke stark verfallen und entsprechend einsturzgefährdet waren. Wie üblich erfolgte der Rückbau größtenteils in diesen vier Stufen: Entrümpelung, Entkernung, Schadstoffsanierung und Rückbau der Gebäudehüllen und Tragkonstruktionen. In einigen besonders einsturzgefährdeten Bereiche jedoch wurden, aus Gründen des Arbeitsschutzes, Gebäude mit Großgerät abgebrochen. Erst danach erfolgte die Separierung der Abfallfraktionen.
Vögel und Fledermäuse
Einige Vögel und Fledermäuse hatten die Industrie-Bauten besiedelt. Dennoch erteilte die Untere Naturschutzbehörde des Märkischen Kreises eine Befreiung von den Verboten des besonderen Artenschutzes. Denn erstens waren die Arbeiten alternativlos, zweitens stellten sie keine Bedrohung für die Populationen einzelner Arten dar und drittens hatte man rechtzeitig Ausweichquartiere geschaffen: Ein ehemaliger Wasserstollen an den Iserlohner Stadtteichen war geöffnet und fledermausfreundlich gestaltet worden. Zusätzlich fand eine ökologische Baubegleitung statt, die die Vermeidung bzw. Verminderung artenschutzrechtlich relevanter Auswirkungen überwachte und dokumentierte.
Beginn der Sanierung
Die Sanierung des verunreinigten Bodens beginnt voraussichtlich 2022. Dann gilt es, unterschiedliche Schwermetalle, Mineralölkohlenwasserstoffe und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) zu beseitigen. Diese Schadstoffe finden sich in Auffüllungen; vor allem jedoch gelangten sie während der mehr als 100 Jahre langen Nutzungsgeschichte der Fläche in den Boden.
Die Geschichte begann im Jahr 1890:
Adolf vom Braucke erwarb das Gelände östlich des Sülbergweges und eröffnete dort eine kleine Draht-Zieherei, die nach und nach wuchs. 1990 übernahm die Saarstahl AG das Werk und legte es 1992 still. Bis 2002 gab es Versuche, Kleingewerbe anzusiedeln. Auf der Teilfläche westlich des Sülbergweges war im nahezu gleichen Zeitraum die Firma Wilhelm vom Braucke aktiv. Nach der Schließung des Drahtseilwerks mit Verzinkerei und Verzinnerei übernahm die Firma Nadler 1995 den Standort und stellte dort bis 2006 Schrauben her. Noch bis 2007 siedelten sich kurzzeitig kleinere Firmen unterschiedlicher Branchen an. Nach Stilllegung des letzten Unternehmens übernahm die Stadt Hemer 2007 beide Standorte im Rahmen von Zwangsversteigerungsverfahren.
Nutzung der Fläche
Einer höherwertigen Nutzung führt der AAV als Maßnahmenträger das gesamte Areal nun in Zusammenarbeit mit der Stadt Hemer und dem Märkischen Kreis zu. Auf der östlichen Teilfläche entsteht das naturnahe Hochwasser-Rückhaltebecken, der westliche Teil wird eine Gemeinbedarfsfläche. Und der Ihmerter Bach wird renaturiert. Er entspringt kaum zwei Kilometer südlich. Sein Wasser gelangt über die Oese und die Hönne letztlich in die Ruhr.
- Standort
- 5,5 km südwestlich des Zentrums von Hemer / Märkischer Kreis
- Belastung des Bodens
- MKW (Mineralöl-Kohlenwasserstoffe), Schwermetalle und PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, z.B. Naphthalin).
- Besondere Herausforderungen
- Einige der alten Betriebsgebäude waren stark verfallen und einsturzgefährdet. Daher musste deren Rückbau erfolgen, bevor die Sanierungsuntersuchungen beginnen konnten.