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Altdeponie im ehemaligen Steinbruch „An der Schlinke“ in Witten

Schadstoffen das Wasser abgraben

Erst Steinbruch, dann illegale Deponie: In Witten-Annen unterbindet der AAV nun mit großem Aufwand die Freisetzung hochtoxischer Schadstoffe.

AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung – Zukunft. Auf gutem Grund.

Projektbeschreibung

Illegale Deponie in altem Steinbruch

Der stillgelegte Steinbruch „An der Schlinke“ in Witten-Annen ist einer von vielen vergleichbaren Standorten im Ruhrgebiet: Während des Booms der Industrialisierung brach man vielerorts Ruhrsandstein als Baumaterial und nutzte später die aufgelassenen Steinbrüche vielfach als Müllkippen.

Dioxine und Chlorphenole

An der Schlinke entsorgten Industriebetriebe während der 1950er-Jahre illegal hoch toxisches Material. Da die Altdeponie nicht abgedichtet ist und Abfälle auch in der wassergesättigten Bodenzone liegen, gelangen Dioxine, Chlorphenole und weitere Schadstoffe ins Grundwasser. Diese Freisetzung reduzieren seit 2002 hydraulische Maßnahmen und Aktivkohlefilter. Nachhaltigen Erfolg verspricht dies jedoch nicht: Die Sanierungsuntersuchung zeigte, dass vor allem aus den Randbereichen nach wie vor Schadstoffe ins Grundwasser gelangen.

Nachhaltige Sanierung

Die nachhaltige Sanierung der Altdeponie ging der AAV gemeinsam mit der Unteren Bodenschutzbehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises an: Der Deponiekörper soll entwässert werden. Denn sobald die kontaminierten Abfälle keinen Kontakt mehr zum Grundwasser haben, können auch keine weiteren Schadstoffe mehr mobilisiert werden.

Drainage entwässert Deponie

Gelingen soll das mit drei Drainagen, die von einem Startschacht aus mittels Horizontalbohrungen unterhalb der Deponiebasis bis zu 85 Meter weit durch den Fels getrieben wurden. Die Entwässerung erfolgt nach dem Prinzip eines „Erbstollen“, wie er im Bergbau altbewährt ist: Die Ablaufleitung führt vom Startschacht ausgehend in freiem Gefälle zu einer Versickerungsanlage. Sobald die Altablagerung entwässert ist, sollte das versickernde Wasser schadstofffrei sein.

Höchstspannungsleitung über der Baustelle

Den senkrechten Startschacht mit zehn Metern Durchmesser bis in eine Tiefe von 20 Metern abzuteufen, war die größte Herausforderung. Denn fast direkt über dem Schacht läuft die Höchstspannungsleitung Kruckel-Witten. Der Netzbetreiber machte strenge Vorgaben für die Höhen der eingesetzten Baugeräte, mit denen zunächst das lockere Gestein gelöst wurde.

Sechs Sprengungen für den Startschacht

Die endgültige Tiefe des Schachts erreichte man anschließend mit sechs Sprengungen, für die jeweils umfangreiche Vorsichts- und Sicherungsmaßnahmen nötig waren. Denn im unmittelbaren Umfeld der Altablagerung gibt es eine recht dichte Wohnbebauung. Um jeglichen Auswurf durch die Sprengungen zu vermeiden, bedeckte man den Grund des Schachts mit Sand, der durch ein Vlies sowie durch Gummimatratzen abgedeckt wurde. Zusätzliche Sicherheit gab ein über den Schacht gespanntes Netz und ein weiteres Vlies.

Großer Aufwand für die Sicherheit

Selbstverständlich hatte der AAV die Anwohner im Vorfeld informiert. Zunächst bei einer Info-Veranstaltung, dann jeweils erneut per Einwurf-Schreiben vor jeder einzelnen Sprengung. In benachbarten Häusern aufgestellte Erschütterungs-Messgeräte ermöglichten eine Optimierung der Lademengen und des Sprengung-Konzepts. Auswirkungen auf die umliegenden Gebäude ließen sich nicht feststellen.

Horizontale Bohrungen unter der Deponie

Das per Sprengung gelöste Gestein entfernte ein Teleskopbagger, dann wurde der Schacht mit Bewehrungsmatten und Spritzbeton ausgekleidet. Anschließend erfolgten der Vortrieb der drei Drainageleitungen unterhalb der Deponie sowie der 50 Meter langen Ablaufleitung in die Gegenrichtung. Der felsige Untergrund stellte das beauftragte Unternehmen vor große Herausforderungen, wiederholt musste das Verfahren angepasst und eine Bohrung sogar neu angesetzt werden. Gegen Ende des Jahres 2024 wurden die Horizontalbohrungen abgeschlossen. Mit welchem Erfolg, das wird das Monitoring zeigen.

Aktivkohleanlage zunächst weiter in Betrieb

Denn das Absenken des Grundwasserspiegels – und damit die Trockenlegung der Deponie – wird geraume Zeit dauern. Bis sich der gewünschte Erfolg einstellt, muss das anfallende Wasser auch weiterhin mittels der vorhandenen Sanierungsanlage gereinigt werden.

Standort
Witten-Annen zwischen Wohnbebauung und Gewerbegebiet an der A 448.
Belastung des Bodens
Dioxine, Chlorphenole und weitere Schadstoffe.
Besondere Herausforderungen
Höchstspannungs-Leitung über der Baustelle; Sprengungen nötig, um Schacht in den felsigen Untergrund zu treiben; Horizontalbohrungen durch felsigen Untergrund, um Drainagen zu erstellen.
Altdeponie im ehemaligen Steinbruch „An der Schlinke“ in Witten