Brandgefährliche PFAS in Iserlohn

Sanierungsplan für komplexen Schadensfall nach Löschmitteleinsatz

Wenn organische Lösemittel in Brand geraten, wurde in der Vergangenheit meist mit Schäumen gelöscht, die persistente per- und polyfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFAS) enthalten. In Iserlohn saniert der AAV gemeinsam mit Partnern den PFAS-Schaden auf dem Gelände eines ehemaligen Destillationsbetriebs. Untersuchungen und Sanierungsplanungen stehen kurz vor dem Abschluss.

Projektübersicht

Projektname:
PFAS-Schaden im Gewerbegebiet Rombock

Projektzeitraum:
Gebäuderückbau, Analysen und Sanierungsplanung: 2018 – 2022, Boden- und Grundwassersanierung ab 2023

Standort:
Betriebsgelände der WEKA Destillation GmbH in Iserlohn

Belastung des Bodens durch:
per- und polyfluorierte Kohlenwasserstoffe, außerdem aromatische Kohlenwasserstoffe (BTEX), Austrag von PFAS und Xylol ins Grundwasser

Besondere Herausforderungen:
weiträumige Verteilung von PFAS nach dem Löscheinsatz 2009, Fassung und Reinigung des Grundwassers als „Ewigkeitsaufgabe“

Per- und polyfluorierte Tenside in Löschmitteln

helfen auf Grund ihrer chemischen Struktur, flüssige Brennstoffe effizient und sicher zu löschen. Problem: Die fluorhaltigen Chemikalien (englisch per- and polyfluoroalkyl substances, abgekürzt PFAS, auch PFC oder PFT) sind in der Natur und in Klärwerken nicht abbaubar. Die Stoffe sind mobil und verteilen sich daher leicht in Boden und Grundwasser. Dort treten sie dann meist nur im Mikro- oder gar Nanogrammbereich auf und oft gemeinsam mit anderen Verunreinigungen und Begleitstoffen. Die Sanierungsfälle stellen daher besondere Herausforderungen an Erkundung, Analytik, Bewertung und Reinigung.


2009 explodierten im Gewerbegebiet Rombock

auf dem Gelände der WEKA Destillation GmbH mehrere Lösemitteltanks. Mit dem Löschschaum gelangten große Mengen PFAS in Boden und Grundwasser. Nach der Insolvenz des Betriebs im Jahr 2010 ergriff die Bezirksregierung Arnsberg daher Maßnahmen zur Gefahrenabwehr: Sie pumpte belastetes Grundwasser ab und leitete es in eine Reinigungsanlage, in der Aktivkohle die Schadstoffe bindet. Diese Filter arbeiten bis heute, das belastete Grundwasser wird aus insgesamt drei Brunnen gefördert. 2016 erwarb die Stadt Iserlohn das Grundstück, um es gemeinsam mit dem AAV für eine gewerbliche Folgenutzung zu sanieren.


Im Jahr 2017 übernahm der AAV

die Maßnahmenträgerschaft für den PFC-Sanierungsfall in Iserlohn. Neben der fortlaufenden Grundwasserreinigung gehörte dazu der Rückbau der schadstoffbelasteten Gebäude auf dem Gelände. Der Rückbau wurde 2022 abgeschlossen, was den Weg für die eigentlichen Sanierungsuntersuchungen frei gemacht hat. Das Bielefelder Ingenieurbüro IFUA übernahm im Auftrag des AAV die Koordinierung der Untersuchungen.


Um die Ausbreitung und Belastung mit PFAS

auf dem ehemaligen WEKA-Standort zu klären, wurden 2021 nördlich des Geländes vier Messstellen im Grundwasserabstrom eingerichtet und auf dem 4000 Quadratmeter großen Betriebsgrundstück an 20 verschiedenen Stellen mit dem Bagger Bodenproben genommen. Die chemischen Analysen erfassten insgesamt 13 verschiedene Einzelsubstanzen  - eine Substanzliste, die der „Leitfaden zur PFAS-Bewertung“ des Bundesumweltministeriums für entsprechende Untersuchungen empfiehlt.


Für das weitere Vorgehen

wird die Sanierungsuntersuchung in Kürze abgeschlossen und eine Vorzugsvariante für die Sanierung abstimmt. Ziel ist zum einen, die weitere Ausbreitung der PFAS im Grundwasser zu verhindern, zum anderen soll die Fläche künftig wieder wirtschaftlich genutzt werden können. Aus Sicht des AAV gibt es zwei Sanierungsoptionen: entweder ein Bodenaustausch mit anschließender Deponierung des ausgekofferten Materials oder ein sogenanntes Sicherungsbauwerk, das ein Eindringen von Wasser und damit die weitere Mobilisierung der Schadstoffe aus dem belasteten Boden unterbindet. Die Entscheidung trifft der AAV Anfang 2023 gemeinsam mit der Stadt Iserlohn und der Bezirksregierung.


Klar ist jetzt schon,

dass die Aktivkohlefilter zur Grundwasseraufbereitung auch in Zukunft weiterbetrieben werden müssen. In den Jahren seit dem Brand wanderten die fluorhaltigen Schadstoffe auch in tiefer gelegene  Bodenschichten bis ins anstehende Gestein. Im Rahmen der Sanierung ist vorgesehen, daher die Fassung des Grundwassers und die Adsorption der Schadstoffe zu optimieren.

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