Boden-Austausch bis zum Grundgestein

Verunreinigungen eines ehemaligen Galvanik-Betriebs belasten Grund- und Quellwasser in Remscheid

Im Januar 2021 kaufte die Stadt Remscheid das Betriebsgelände des Galvanik-Unternehmens Fischer und schloss fast umgehend mit dem AAV einen öffentlich-rechtlichen Vertrag zur Sanierung des hochbelasteten Standorts. Ein umfangreicher Bodenaustausch soll bis Ende 2022 erfolgen. So will man die fortwährende Belastung von Grund- und Quellwasser unterbinden und auf dem ehemaligen Betriebsstandort eine neue Nutzung durch Wohnen ermöglichen.

Projektübersicht

Projektname:
Galvano Fischer in Remscheid

Projektzeitraum:
noch nicht abgeschlossen

Standort:
Westerhauser Straße in Remscheid

Fläche:
rund 4000 m²

Bisherige Nutzung:
Betriebsgelände eines Galavanik-Unternehmens

Belastung des Bodens durch:
Chrom, Chromate und Perfluorcarbone (PFC)

Besondere Herausforderungen:
Schadstoffe belasten Grund- und Quellwasser

Neue Nutzung:
Wohnbebauung, Grünfläche

Seit 1954 verchromte, vernickelte, verzinkte, vergoldete und verkupferte

das Unternehmen an der Westhauser Straße unterschiedliche Metall-Werkstücke. Die Produktionsabwässer ließ man während der ersten Jahre unbehandelt auf dem Firmengelände versickern. Erst 1965 wurde eine Abwasser-Entgiftungsanlage errichtet und erst Anfang der 1970er Jahre erhielt der Betrieb einen Anschluss an die Kanalisation.


Hohe Konzentrationen von Chrom, Chromaten, Perfluorcarbonen (PFC)

und weiteren Schadstoffen finden sich deshalb im Untergrund des rund 2500 m² großen Betriebsgeländes und der angrenzenden 1.500 m² großen Brachfläche. Zudem zeigten Untersuchungen zur Gefährdungsabschätzung, dass neben dem Grundwasser auch zwei Bäche, die rund 200 Meter südöstlich bzw. südwestlich des Geländes entspringen, verunreinigt sind.


Sanierungs-Maßnahmen konnten zunächst nicht in Angriff genommen werden.

Zwar hatte der AAV bereits ab 2011 eine Sanierungsuntersuchung auf dem Gelände durchgeführt. Allerdings war zu dieser Zeit das Unternehmen noch aktiv und der Firmeninhaber betrieb eine Grundwasser-Sicherung. Erst Ende 2014 schloss der Unternehmer mit der Stadt Remscheid eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung, die weitere Untersuchungen sowie die Planung und Durchführung der Grundwassersanierung und der Bodensanierung ermöglichte.


Wie sich die Schadstoff-Belastung des Grundwassers und der beiden Quellen

unterbinden ließe, untersuchte der AAV seit 2017 weiter. Zur Erkundung der hydrogeologischen Situation des Geländes und der Umgebung gehört die Bestimmung der Abflussmengen der beiden Quellen und deren Schadstoffbelastung in Abhängigkeit von den Niederschlagsmengen im Laufe eines Jahres. Die Schadstoff-Belastung und -Mobilität im Grundwasser zu untersuchen, erwies sich als schwierig, da der Untergrund aus Festgestein mit vielen unterschiedlichen Klüften und Gesteinsfugen besteht. Zudem waren die vorhandenen Messstellen durch Ablagerungen an den Filterschlitzen größtenteils unbrauchbar geworden. Vor der Errichtung neuer Grundwassermessstellen wartet man die Auswirkung der Bodensanierung ab und prüft gegebenenfalls die Wasser-Wegsamkeiten innerhalb des Kluftgrundwasserleiters.


Im Januar 2021 übernahm die Stadt Remscheid das Grundstück von der Erbin,

nachdem der Firmen-Eigentümer Ende 2017 verstorben war – gegen Zahlung eines symbolischen Preises und unter der Bedingung, dass die Erbin einen angemessenen Sanierungsbeitrag leistete. Bereits im März 2021 schloss die Stadt mit dem AAV den öffentlich-rechtlichen Vertrag zum Rückbau der gesamten Bebauung und zur Bodensanierung. Dank der langjährigen Vorarbeit lag der entsprechende Sanierungsplan bereits vor: Nach dem Rückbau aller Gebäudeteile soll der stark mit Chrom, Chromat und PFC belastete Boden bis zum darunter liegenden Fels in rund dreieinhalb Metern Tiefe ausgekoffert, fachgerecht entsorgt und durch unbelastetes Material ersetzt werden. Mitte 2022 sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein.


Nach der Sanierung

fügt sich die gesamte Fläche nahtlos ins Bild des Stadtteils Westhausen ein, das heißt: Auf dem ehemaligen Betriebsgelände ist Wohnbebauung vorgesehen, die bisherige Brachfläche soll als Naturfläche erhalten bleiben. Wie sich der Bodenaustausch auf die Schadstoff-Konzentrationen in Grund- und Quellwasser auswirkt, wird nach der Sanierung untersucht. Von den Ergebnissen des Monitorings hängt das weitere Vorgehen ab. Möglicherweise werden an beiden Quellen Bauwerke zur Fassung und Reinigung des Wassers errichtet.

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