Schadstoffe beseitigt, Grundwasser geschützt, Gewerbefläche aufbereitet

Viele Jahrzehnte lang lagerte ein elektrochemisches Unternehmen hochgradig belastete Abfälle unsachgemäß auf seinem Betriebsgelände. So blieben nach der Insolvenz im Jahr 1986 zigtausend Tonnen übelriechender Schlämme im Boden zurück, die Schadstoffe ins Grundwasser freisetzten. Die Sanierung dieser Altlast unter Federführung des AAV hatte deshalb vor allem die Gefahrenabwehr zum Ziel. Zudem jedoch entstanden neue Gewerbeflächen, die bereits kurz nach Abschluss der Arbeiten komplett vermarktet und genutzt waren.

Projektübersicht

Projektname:
Ehemalige Elektrochemische Fabrik in Kempen (ECF), Kreis Viersen

Projektzeitraum:
2004 bis 2005, Grundwassersanierung bis 2013

Standort:
zwischen Otto-Schott-Straße und Am Selder nördlich der Kempener Innenstadt

Fläche:
90.000 Quadratmeter, entspricht gut 13 Fußballfeldern

Vormalige Nutzung:
Zwischen 1910 und 1985 Betriebsgelände der ECF, dann Brachfläche.

Belastung des Bodens durch:
Chrom, Zinn, polychlorierte Biphenyle (PCB), Dioxine, Furane, Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW), polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Ammonium, Tenside, leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LCKW), Nonylphenole sowie Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylole (BTEX).

Besondere Herausforderungen:
Beim Abtragen und Auskoffern der Altlasten entstand ein starker, hochgradig ekelerregender Gestank, der mit hohem Aufwand eingedämmt wurde.

Kosten:
rund 11 Mio. Euro sowie weitere 4,6 Mio. Euro für die Sanierung des Grundwasserschadens

Neue Nutzung:
Die Fläche wurde aufbereitet und ist heute ein attraktiver Industrie- und Gewerbestandort.

Schadstoffe aus sechs Jahrzehnten

Die ehemaligen Elektrochemische Fabrik Kempen (ECF) gewann auf ihrem rund 90.000 m² großen Betriebsgelände zwischen 1922 und 1985 Eiweiß-Leim aus Lederresten und Chromfalzspänen. 1946 erweiterte die ECF ihre Produktpalette um Waschrohstoffe, Textilhilfsmittel, Lederhilfsmittel, chemische Reinigungsmittel und Klebstoffe. Vor allem bei der Leder-Aufbereitung fielen Reststoffe in großen Mengen an: ein schlammiges Material, das mit zahlreichen Schadstoffen belastet war, darunter Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW), polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Tenside, Chrom, PCB sowie Dioxine und Furane.


Grundwasser wurde stark belastet

Diese Abfälle lagerte man seinerzeit auf dem Betriebsgelände: In acht Bodenkassetten sammelten sich im Laufe der Jahrzehnte rund 83.000 Tonnen Schlämme und 110.000 Tonnen kontaminierte mineralische Abfälle sowie Abwässer aus der Leimherstellung und Fehlchargen aus anderen Produktionszweigen an. So fanden sich in einer Halde unter anderem rund 3.200 Tonnen Teppichbodenreste. Aus diesen Bodenkassetten traten Schadstoffe aus, so dass das Grundwasser mit Chrom, PCB und Dioxinen/Furanen sowie Mineralölkohlenwasserstoffen, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und Tensiden sowie mit Ammonium kontaminiert wurde.


Mehr als 160.000 Tonnen Abfall

Im Jahr 1986 ging die ECF in die Insolvenz. Um erste Sicherungsmaßnahmen für die dort lagernden Abfälle einleiten zu können, übernahm die Wirtschafts-Förderungsgesellschaft des Kreises Viersen das Grundstück. Die umfassende Boden- und Haldensanierung erfolgte dann in den Jahren 2004 und 2005 unter Federführung des AAV. Insgesamt wurden rund 166.340 Tonnen Abfälle entsorgt. Die Grundwassersanierung im Anschluss dauerte bis 2013. Allerdings muss seither die Grundwassersituation auch weiterhin vom Kreis Viersen als zuständige Bodenschutzbehörde überwacht werden.


Sanierte Fläche komplett vermarktet

Durch die erfolgreiche Bodensanierung gewann Kempen dringend benötigte Gewerbeflächen zurück, die bald nach Abschluss der Arbeiten veräußert wurden. Unternehmen aus der Nachbarschaft und aus dem Gewerbegebiet „Am Selder“ nutzen die Flächen zur Standortsicherung und für notwendige Betriebserweiterungen. Zudem gab es Neuansiedlungen. So haben sich eine Druckerei, ein Maschinenbau-Unternehmen, ein Hersteller von Desinfektionsmitteln sowie ein Entwickler und Hersteller von Aerosolen und Flüssigprodukten dort niedergelassen. Insgesamt beschäftigten diese Unternehmen im Jahr 2018 mehr als 280 Menschen. Und auch die Halle auf dem städtischen Grundstück Am Selder 33, in der ursprünglich die Grundwasser-Behandlungsanlage installiert war, wird heute neu genutzt: als Abstellfläche und Lagerplatz des städtischen Tiefbauamts bzw. Baubetriebshofs.

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